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Den Fehlstart vermeiden

Wir wollen. Aber wir können nicht so richtig. Endlich ist der lange Winter zu Ende und es zieht uns förmlich wieder runter vom Sofa. Gute Vorsätze und ehrgeizige Pläne haben sich längst in unserem Kopf ausgebreitet. Endlich wieder aktiv werden und raus an die frische Luft! Doch eine unsichtbare Kraft scheint uns irgendwie zu hemmen. Fast jeder kennt dieses Gefühl. Es ist die Frühjahrsmüdigkeit, die uns den lang ersehnten Start in den Frühling im wahrsten Sinne des Wortes „verschlafen“ lässt. Was ist das für ein Phänomen, das uns gegen den eigenen Willen so ausbremsen kann? Wir werfen einen genaueren Blick auf die Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit und geben ein paar einfache Tipps, wie man sich erfolgreich dagegen zur Wehr setzen kann.

Mit Krankheit hat das nichts zu tun

Die Symptome der Frühjahrsmüdigkeit können über das Gefühl der Schlappheit weit hinausgehen. Oft gehen auch Schwindel und Kopfschmerzen mit der Müdigkeit einher. Allerdings ist nicht jeder Mensch von der Frühjahrsmüdigkeit gleichermaßen stark betroffen. Tendenziell kommen körperlich fittere Personen mit dem Wechsel vom Winter zum Frühling besser zurecht. Anders als viele andere Erschöpfungszustände ist Frühjahrsmüdigkeit nicht auf den sich stetig veränderten, rasanten Lebensstil unserer modernen Gesellschaft zurückzuführen. Ganz im Gegenteil, man kennt das Phänomen praktisch seit jeher. Es hat seinen Ursprung vor allem im turnusmäßigen Erwachen der Natur und den damit einhergehenden Veränderungen im menschlichen Organismus. Im Grunde ist es also ein ganz natürlicher, jedes Jahr wiederkehrender Prozess.

Ein Problem natürlichen Ursprungs

Die wissenschaftliche Analyse belegt, dass die Frühjahrsmüdigkeit besonders durch zwei Faktoren hervorgerufen bzw. verstärkt wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Kreislauf. Sobald die Temperaturen in der Natur spürbar steigen, kommt es automatisch zu einer Weitung der Blutgefäße. Dies bewirkt ein Absinken des Blutdrucks, was ein Gefühl der Müdigkeit und Abgeschlagenheit zur Folge hat. Dieser Effekt kann durch das berüchtigte „Aprilwetter“ mit seinen typischen Kapriolen noch weiter verstärkt werden. Denn zu keiner Zeit des Jahres kommt es normalerweise zu derart großen Temperaturschwankungen innerhalb kürzester Zeitabstände. Bildlich gesprochen führt dies dadurch zu ständigen „Rückfällen“ und die Phase der Müdigkeit zieht sich über einen längeren Zeitraum hin.

Neben dem beschriebenen physikalischen Effekt kommt auch den Hormonen große Bedeutung im Hinblick auf die Frühjahrsmüdigkeit zu. Zunächst ist hier das Melatonin zu nennen, das auch als „Schlafhormon“ bezeichnet wird. In den Wintermonaten soll es für erholsamen Schlaf sorgen. Entsprechend liegt es in der kalten Jahreszeit im Blut in erhöhter Konzentration vor. Doch dem Tempo in der Natur hinken wir in Sachen Hormone etwas hinterher. Unser Organismus erkennt die Boten des Frühlings nämlich erst mit zeitlicher Verzögerung, mit der Folge, dass wir noch „zu viel“ Melatonin im Körper haben, wenn draußen das Frühlingserwachen bereits in vollem Gang ist. Doch dann sorgt der vermehrte Sonnenlichteinfall langsam aber sicher für eine gesteigerte Serotoninausschüttung. Das „Glückshormon“ Serotonin ist für die Aktivierung des Körpers zuständig, erzeugt ein dynamischeres Körpergefühl und hebt die Stimmung. Sobald ein Ausgleich der beiden Hormone erreicht ist, ist die innere Uhr richtig gestellt und wieder im Einklang mit der Natur. Geschafft – wir haben die Frühjahrsmüdigkeit überwunden!

Apropos Hormone: Melatonin sorgt im Winter nicht nur für guten Schlaf, sondern drosselt gleichzeitig auch die Produktion der Sexualhormone Östrogen und Testosteron. Diese erwachen mit abnehmendem Melatoninspiegel im Frühling nun ebenfalls aus dem „Winterschlaf“. Die daraus resultierende Ankurbelung ihrer Produktion sorgt für einen schönen Nebeneffekt: Die bekannten „Frühlingsgefühle“, die es uns leichter machen, sich zu verlieben. Es ist schon erstaunlich, wie leicht sich scheinbar komplexe Dinge des Lebens mitunter erklären lassen. Eine Garantie, dass es immer so glatt läuft, gibt es dann aber leider doch nicht. Einige Menschen verkraften nämlich den überflutenden Hormoncocktail, der im Frühling plötzlich durch ihre Adern schießt, nicht so gut. Die radikale Umstellung kann zu Trägheit führen, begleitet von dem morgendlichen Gefühl, Blei in den Gliedern zu haben. Im ungünstigsten Fall geht dann auch dieser Punkt doch wieder an die Frühjahrsmüdigkeit.

So kommt der innere Motor schneller wieder in Gang

Insgesamt zwei bis vier Wochen plagt uns die Frühjahrsmüdigkeit im Durchschnitt. Das ist ein langer Zeitraum, wenn man bedenkt, wie sehr man sich auf den Frühling gefreut hat. Doch auch die Frühjahrsmüdigkeit ist nichts, das man als gegeben hinnehmen muss. Wir sind ihr nicht hilflos ausgeliefert, sondern können ihr aktiv entgegenwirken.

Wie so oft ist Bewegung einer der besten Tipps. Auch wenn es anfangs noch schwer fällt, Joggen oder Nordic Walking bringen den Kreislauf gerade im Frühling wieder in Schwung und helfen dem Körper, den winterlichen „Sparmodus“ zu verlassen. Gleichzeitig begegnet man mit Bewegung im Freien einem weiteren Problem, das sich im Winter eingeschlichen hat: dem Vitamin D-Mangel. Im mittleren und nördlichen Europa reicht im Winter die Sonnenlichteinstrahlung nämlich nicht aus, um den Bedarf an Vitamin D durch Eigensynthese zu decken. Spätestens im Frühling sind die Speicher leer. Daher sollten sich auch notorische „Sportmuffel“ unbedingt ins Freie begeben und täglich mindestens 20 Minuten das Gesicht und die unbedeckten Arme ins Sonnenlicht halten. Bei intensiver Sonneneinstrahlung sollte das zum Schutz der Haut aber nicht übertrieben werden. Effektiver Sonnenschutz gehört selbstverständlich auch im Frühling dazu.

Auch Gefäßtraining unter der Dusche sagt der Müdigkeit wirkungsvoll den Kampf an. Wechselduschen am Morgen können wahre Wunder bewirken, wenn sie mit kaltem Wasser aufhören. Dies fördert die Durchblutung der Haut, der Schleimhäute, der Atemwege und des Herzens. Und nicht zuletzt lässt sich auch mit bewusster Ernährung viel Gutes bewirken. Vitalstoffe, die essenziell für den Energiestoffwechsel benötigt werden, könnten im Winter etwas zu kurz gekommen sein. Dazu gehören eine ganze Reihe der B-Vitamine, Vitamin C sowie die Mineralstoffe Eisen und Magnesium. Mit einer adäquaten Zufuhr im Frühling wird der Stoffwechsel angekurbelt und die Umstellung des Organismus von Winter- auf Sommerbetrieb so gezielt unterstützt.

Und noch ein letzter Tipp: Richten Sie sich in Ihrem Tagesrhythmus nach der Sonne. Frühes Aufstehen hilft, den Abbau des überschüssigen Melatonins zu beschleunigen.

Fazit

Frühjahrsmüdigkeit ist Bestandteil unseres „inneren Kalenders“. Allerdings können wir mit einfachen Maßnahmen die Symptome spürbar mildern und die Dauer deutlich verkürzen. Dazu kann es sinnvoll sein, sich die Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit stets vor Augen zu führen. Dies kann dabei helfen, den inneren Schweinhund zu überwinden, der mit der Müdigkeit eine tückische Allianz geschmiedet hat. Ist das einmal geschafft, sind guter Laune und erwachendem Tatendrang deutlich weniger Grenzen gesetzt. In diesem Sinne. Los geht´s!