Typisch Weihnachten – Klassische Wintergewürze sind mehr als nur eine Frage des guten Geschmacks.
Glühwein, gebrannte Mandeln, Lebkuchen und Spekulatius – der Duft von Weihnachten liegt förmlich in der Luft. Ob auf dem Weihnachtsmarkt oder zu Hause beim Plätzchenbacken, überall begegnen wir einer wahren Symphonie von Wohlgerüchen. Das weckt bekannte Erinnerungen an vergangene Jahre und befeuert die Vorfreude auf die anstehenden Festtage. Es ist tatsächlich schon wieder soweit. Die alt vertrauten Rituale sind zurück. Alle Jahre wieder.
Das Gefühl von Wohlbefinden und Behaglichkeit, das wir empfinden, wenn uns weihnachtliche Düfte in die Nase steigen, verdanken wir einer Reihe von Gewürzen. Die meisten von ihnen sind von exotischer Herkunft. Zu den bekanntesten zählen Gewürznelken, Kardamom, Zimt und Sternanis. Diese wollen wir hier ein wenig genauer betrachten, denn sie können viel mehr, als nur Glühwein und Gebäck geschmacklich abzurunden. Tatsächlich zählen nämlich viele Weihnachtsgewürze auch zu den traditionellen Heilmitteln und sind in vielen Kulturen Bestandteil der traditionellen Küche.
Gewürznelken
Gemahlene Gewürznelken verfeinern klassisch weihnachtliches Gebäck wie Lebkuchen und Pfeffernüsse. Sie passen aber auch hervorragend zu herzhaften Speisen und verleihen beispielsweise Wild, Lamm, Rotkohl oder Eintöpfen eine ganz spezielle Note. Vor dem Verzehr sollten die ganzen Knospen allerdings wieder entfernt werden, weil ihr Eigengeschmack dann doch zu intensiv ist. Der Name „Nelken“ leitet sich dabei von der mittelhochdeutschen Bezeichnung negelein/negelîn ab, was so viel wie Nägelchen bedeutet und auf die nagelartige Form der Gewürznelke hinweist. Bei Gewürznelken handelt es sich um die getrockneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes, welcher ursprünglich auf den Molukken, einer indonesischen Inselgruppe im Pazifik, beheimatet ist. Die Knospen werden bereits vor dem Erblühen gepflückt und zum Trocknen ausgelegt.
Verantwortlich für das süßlich-scharfe Aroma der Gewürznelken ist das enthaltene ätherische Öl, das passender Weise auch „Nelkenöl“ genannt wird. Aus ernährungsmedizinischen Gesichtspunkten ist Eugenol der wichtigste Bestandteil des „Nelkenöls“. Ihm wird eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung bescheinigt. Darüber hinaus sollen Gewürznelken die Verdauung beruhigen sowie desinfizierende Eigenschaften haben.
Spezieller Tipp für die Adventszeit: Mit Nelken gespickte frische Orangen verströmen weihnachtlichen Duft in der ganzen Wohnung.
Kardamom
Das kostbare Gewürz stammt ursprünglich aus Indien und ist dort fester Bestandteil verschiedener Curry-Gewürzmischungen. Es passt zu herzhaften Reisgerichten und verleiht u.a. Kaffee ein orientalisches Aroma. In der Weihnachtsbäckerei trifft man Kardamom vor allem in Printen sowie Spekulatius und in dem skandinavischen Glögg. Der Geruch von Kardamom ist süßlich mit einer zugleich scharf-würzigen Note. Das Aroma ist vor allem auf die ätherischen Öle in den Samen der Pflanze zurückzuführen. Allerdings verflüchtigt es sich sehr rasch. Aus diesem Grund sollte man die Samen erst bei Bedarf frisch zermahlen. Bereits fertig gemahlenes Kardamompulver enthält oftmals auch die geschmacksneutrale Fruchtschale und schmeckt daher eventuell etwas weniger intensiv.
Das Öl der Kardamomsamen beinhaltet nahezu 120 verschiedene Verbindungen und wirkt anregend auf die Speichel-, Magen- und Gallensaftproduktion. Deshalb wird Kardamom auch mit einer magenstärkenden und verdauungsfördernden Wirkung in Verbindung gebracht. Gleichzeitig soll es Völlegefühl und Mundgeruch lindern können. Darüber hinaus gilt es als krampflösend und schmerzlindernd.
Zimt
Zimt ist vielleicht sogar das charakteristischste aller Weihnachtsgewürze. Sein unverwechselbares süßlich würziges Aroma stimmt uns jedes Jahr aufs Neue auf die Adventszeit ein. Es ist typisch für allerlei Köstlichkeiten wie Bratäpfel und Zimtsterne. Selbst die Weihnachtsgans wird hier und da mit Zimt verfeinert. Allerdings ist Zimt nicht gleich Zimt. Der qualitativ hochwertige Ceylon-Zimt ist unbedingt vom Cassiazimt zu unterscheiden. Letzterer wird aus den Zweigen der Zimtkassie, auch chinesischer Zimtbaum genannt, gewonnen. Dabei wird die getrocknete Rinde zu einem feinen Pulver zermahlen. Der „echte“ Ceylon-Zimt besteht dagegen aus der Innenrinde von Zimtbäumen und wird sowohl als Stangenzimt als auch als Pulver angeboten. Dabei gilt die Faustregel: Je dünner die Rinde, desto feiner das Zimtaroma.
Schon in der Antike galt Zimtrinde als heilsam bei Husten und Schnupfen. Außerdem stärkt es den Magen und wirkt harntreibend. Doch Zimt „kann noch viel mehr“. Durch das enthaltene Eugenol wird die Durchblutung gefördert. Dadurch wird ein anregender und wärmender Effekt hervorgerufen. Das Gewürz fördert die Fettverdauung und regt den Appetit an. Ebenso wird in der ernährungswissenschaftlichen Betrachtung eine stimulierende Wirkung auf den Glukosestoffwechsel sowie ein möglicher Schutz der Blutgefäße diskutiert.
Sternanis
Sternanis ist ebenfalls ein typisches Gewürz in weihnachtlichem Gebäck und Glühwein. Apfel- oder Pflaumenmus, Chutneys oder Pudding verleiht es eine winterliche Note. Sternanis verdankt seinen Namen seiner Form, die an kleine achtzackige Sterne erinnert. Dabei handelt es sich um die getrocknete Frucht eines immergrünen magnolienartigen Baumes in Asien, der in Japan noch heute als heilig gilt und oft neben Tempeln angepflanzt wurde. Bereits vor 3000 Jahren wurde Sternanis in China als Gewürz und als Heilmittel eingesetzt.
In Europa kennen wir das Gewürz hingegen erst seit Ende des 16. Jahrhunderts. Noch heute ist Sternanis ein wichtiger Bestandteil der asiatischen Küche und in vielen Currymischungen enthalten. Das Aroma ist würzig-süß und wird oftmals mit dem herkömmlichen Anis verwechselt. Obwohl es sich um unterschiedliche Pflanzen handelt, ähneln sie sich jedoch in ihrer Wirkung. Aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle macht Sternanis fette und scharfe Speisen besser bekömmlich und kann gegen Magenbeschwerden, Übelkeit und Husten eingesetzt werden. Zudem wird ihm eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.
Kleine (allgemeine) Gewürzkunde
Um das Aroma von Gewürzen möglichst lange zu erhalten, ist es ratsam, sie an einem lichtgeschützten und trockenen Ort zu lagern. Länger als 3 Jahre sollte man sie aber nicht aufbewahren. Es empfiehlt sich, Körnergewürze möglichst im Ganzen zu kaufen und erst kurz vor der Verwendung zu zermahlen. So bleibt der Großteil der wertvollen Aromen und Inhaltsstoffe erhalten. Außerdem sollten Gewürze, wenn möglich, erst kurz vor dem Verzehr zur Mahlzeit gegeben werden. Viele von ihnen können nämlich bitter werden, wenn sie zu heiß werden oder gar verbrennen.
Bei fertigen Gewürzmischungen aus dem Handel lohnt sich ein Blick auf das Etikett. Oftmals sind Zusätze wie Salz, Zucker und Geschmacksverstärker enthalten. Dadurch fällt der Anteil an geschmacksgebenden Gewürzen entsprechend geringer aus.
Fazit:
Gewürze machen Speisen und Getränke geschmacklich „bunter“ und verleihen vielen von ihnen erst deren typischen Charakter. Dies gilt insbesondere auch in der Weihnachtszeit. Gleichzeitig haben viele Gewürze aber auch „ernährungsphysiologische Eigenschaften“, die ihnen schon früh einen festen Platz in der traditionellen Heilkunst eingebracht haben.
Cellagon Rezept: Weihnachtlicher Cheesecake (PDF 299 KB)