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DHA & EPA – Neptuns
unscheinbare Schätze

Wenn wir Nahrung zu uns nehmen, geht es um weit mehr, als nur satt zu werden. Zur Erhaltung der eigenen Leistungsfähigkeit stellt der menschliche Organismus konkrete und vielschichtige Anforderungen an unseren Speiseplan. Einige Nahrungsbestandteile gelten als essenziell, sind also absolut lebensnotwendig. Wir müssen sie unserem Körper daher regelmäßig zuführen. Dazu gehören unter anderem mehrfach ungesättigte Fettsäuren – und hier vor allem Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren.

Ihre Zufuhr über die Nahrung sollte dabei aber nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, da sie im Hinblick auf Entzündungsprozesse in Wechselwirkungen zueinanderstehen. Omega-6-Fettsäuren haben wichtige entzündungsfördernde Effekte im Rahmen der Immunabwehr. Omega-3-Fettsäuren bewirken mit ihren Eigenschaften das Gegenteil und unterstützen die Bildung entzündungshemmender Botenstoffe.

Die Wissenschaft empfiehlt ein Verhältnis von 5:1. Tatsächlich ist in Deutschland aber ein Verhältnis von 15:1 und höher „zugunsten“ der Omega-6-Fettsäuren festzustellen. Dieses mündet in der Gefahr chronischer Entzündungsprozesse, die eine Reihe bekannter Zivilisationskrankheiten oder Autoimmunerkrankungen auslösen können.

Nicht alles, was gut und wichtig ist, ist auch im Überfluss in der Nahrung enthalten

Die Ursache des oben beschriebenen Missverhältnisses zwischen den essenziellen Fettsäuren liegt vor allem im Vorkommen der Fettsäuren in unseren Lebensmitteln begründet. Omega-6-Fettsäuren sind in unserer Nahrung relativ weit verbreitet, so dass ein Mangel als eher unwahrscheinlich einzuschätzen ist. Ganz anders sieht es bei den Omega-3-Fettsäuren aus, wo die Zahl der Versorgungsmöglichkeiten sehr überschaubar ist.

Die wohl prominenteste Omega-3-Fettsäure ist die alpha-Linolensäure (ALA), die vor allem in einigen hochwertigen Pflanzenölen zu finden ist. Leinöl ist hier die unumstritten beste Quelle. Über die gesundheitsfördernden Eigenschaften der ALA ist – auch an dieser Stelle – schon viel berichtet und geschrieben worden. Doch ist sie nicht die einzige Omega-3-Fettsäure, die eine erhöhte Aufmerksamkeit verdient.

Zwei weitere rücken aktuell zunehmend in den Fokus ernährungswissenschaftlicher Betrachtungen: Die Docosahexaensäure (DHA) und die Eicosapentaensäure (EPA). Studien belegen, dass beide neben ausgleichenden, entzündungshemmenden Effekten noch eine Reihe anderer wichtiger Funktionen übernehmen.

Das Problem dabei: Der Organismus kann nur vergleichsweise geringe Mengen DHA und EPA aus alpha-Linolensäure synthetisieren. Gleichzeitig ist die separate Zufuhr von DHA und EPA durch die Nahrung in ausreichender Menge relativ eingeschränkt. Relevant hohe Anteile finden sich eigentlich nur in fettem Seefisch, Krill und bestimmten Mikroalgen. Ein Blick auf ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften macht aber schnell deutlich, dass sich die Auseinandersetzung hinsichtlich der Versorgung mit diesen beiden Fettsäuren allemal lohnt.

DHA ist auch Kopfsache…

DHA ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen. Dabei ist die mehrfach ungesättigte Fettsäure sowohl für das Zellwachstum als auch die Regeneration der Zellen essenziell. Dies gilt insbesondere für Gehirnzellen und die Zellen des zentralen Nervensystems, in denen die höchste Konzentration an DHA vorliegt. Gerade in diesem Bereich des Organismus sind die Wirksamkeit von Enzymen und Botenstoffen sowie die Signalweiterleitung von zentraler Bedeutung.

Diese Funktionen werden durch die Elastizität und Fluidität der Zellmembranen nachweislich begünstigt – zwei Faktoren, die beide von DHA positiv beeinflusst werden. DHA ist ein ganzes Leben lang wichtig für die unterschiedlichsten Gehirnfunktionen.

Dies beginnt bereits im Mutterleib und reicht über die frühe Kindheit während der Zeit des Gehirnwachstums bis hin zum Erwachsenenalter. Die kognitive Leistungsfähigkeit, seien es Erinnerungsvermögen, Lernfähigkeit, Reaktionsvermögen oder Aufmerksamkeit werden durch DHA unterstützt. Im Gegensatz dazu kann ein Defizit an Omega-3-Fettsäuren im Alter kognitiven Abbau verstärken bzw. beschleunigen.

… und liegt im Auge des Betrachters

Aufgrund der verbesserten Fluidität der Zellmembranen ist DHA auch für unsere Augen und den Sehprozess enorm wichtig. In den Zellen der Netzhaut wird DHA nämlich schon in frühem Kindesalter eingelagert und spielt eine zentrale Rolle für die Entwicklung und Erhaltung der Sehschärfe. Darüber hinaus ist die Omega-3-Fettsäure auch am Hell-Dunkel-Sehen beteiligt.

Keinesfalls zu vernachlässigen ist die Aufgabe, die DHA beim Rhodopsinstoffwechsel erfüllt. Rhodopsin ist ein lichtempfindliches Rezeptormolekül, das Lichtreize in Impulse umwandelt. Diese werden dann über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet und von diesem letztlich in Bilder umgewandelt.

Eine echte Herzensangelegenheit

Omega-3-Fettsäuren wirken sich grundsätzlich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. Und tatsächlich werden auch DHA und EPA für eine normale Herzfunktion benötigt.

Dies bestätigt auch die aktuelle Studienlage, aus der eindeutig hervorgeht, dass eine gute Versorgung mit den langkettigen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse wie plötzlicher Herztod oder Herzinfarkt reduzieren kann. Dies ist u. a. auf die mit den beiden Fettsäuren in Verbindung stehende Senkung der Triglyceride zurückzuführen, die das Aterioskleroserisiko erhöhen.