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Omega-3-Fettsäuren – unerlässlich für starke Abwehrkräfte

 

Der Wandel der Jahreszeiten bringt es mit sich: Nicht nur die Natur verändert sich, sondern auch die Herausforderungen, die täglich an unseren Organismus gestellt werden. Spätestens Anfang November hat unser Immunsystem besonders viel zu tun. Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger haben Hochsaison und halten die Zellen unseres Immunsystems gehörig auf Trab. Entsprechend viel Aufmerksamkeit wird dem Immunsystem in der kalten Jahreszeit geschenkt.

Auch in der medialen Betrachtung relevanter Gesundheitsfragen nimmt die Unterstützung des Immunsystems im Herbst und Winter längst einen Spitzenplatz ein. Dabei steht die ausreichende Versorgung mit Vitamin C, Vitamin D und Zink deutlich im Vordergrund. Und das durchaus auch aus gutem Grund, denn tatsächlich haben sie eine nachweislich unterstützende Wirkung für unsere körpereigene Abwehr. Auch wir haben schon ausführlich darüber berichtet.

Doch damit allein ist es nicht getan, denn das Immunsystem weist hochkomplexe Strukturen auf, in denen den unterschiedlichsten Zellen wichtige Aufgaben zukommen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch andere Vitalstoffgruppen im Hinblick auf die Aufrechterhaltung einer funktionierenden Abwehr von großer Bedeutung sind. Dazu gehören auch mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren. In welchem Wirkungsverhältnis diese mit dem Immunsystem stehen, soll Gegenstand der folgenden Betrachtungen sein.

Auch das nützliche Feuer muss irgendwann gelöscht werden

Der Zusammenhang zwischen langkettigen Fettsäuren und der Funktion des Immunsystems ist schon seit über 30 Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei spielen vor allem Entzündungsprozesse eine gewichtige Rolle. Eine Entzündung ist eine körpereigene Abwehrreaktion auf einen unerwünschten Reiz, wie eine Gewebeverletzung oder das Eindringen eines Krankheitserregers.

Die primäre Aufgabe des Immunsystems besteht darin, den unerwünschten Eindringling zu eliminieren und das geschädigte Gewebe zu regenerieren. Dazu gehören aber auch Mechanismen, die gewährleisten, dass die Entzündung nach überstandener Krankheit oder Verletzung wieder verschwindet. Und genau dazu bedarf es hochwertiger Omega-3-Fettsäuren mit ihren entzündungshemmenden Effekten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung, die ursprünglich Ausdruck einer starken (und gesunden) Abwehrreaktion ist, nicht zurückbildet.

Ist die Balance zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Faktoren gestört, drohen chronische Entzündungen, wie sie beispielsweise bei Arteriosklerose oder verschiedenen Autoimmunerkrankungen zu beobachten sind. Dies ist ein zentraler Punkt im Hinblick auf eine gesundheitsunterstützende Ernährungsweise. Denn tatsächlich finden sich deutlich mehr entzündungsfördernde Fettsäuren in unseren Lebensmitteln als entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren. Hier ist in vielen Fällen eine gezielte Versorgung zu empfehlen, um folgenschweren Mangelerscheinungen vorzubeugen.

DHA und EPA in der Immunzelle

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Fettsäurezusammensetzung in unserer Nahrung die Zusammensetzung der Fettsäuren in der Zellmembran beeinflusst. Das gilt auch für sämtliche Immunzellen. Dies ist im Hinblick auf das Immunsystem vor allem deshalb relevant, da die Fettsäurezusammensetzung in der Zellmembran wiederum Einfluss darauf hat, welche Signalstoffe dort freigesetzt werden. Diese werden im Fachjargon als Lipidmediatoren bezeichnet.

In Studien wurde bereits belegt, dass die vermehrte Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren die vermehrte Freisetzung von Resolvinen bewirkt. Dabei handelt es sich um entzündungsauflösende und immunmodulatorische Lipidmediatoren, denen eine Schlüsselrolle bei der Beendigung von Infekten und durch Bakterien verursachten Entzündungen zugeschrieben wird.

Für die Bildung dieser Lipidmediatoren sind insbesondere Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig hat die hochdosierte Zufuhr dieser beiden marinen Omega-3-Fettsäuren eine Reduktion der Arachidonsäure in den Zellmembranen zur Folge. Dies ist eine Omega-6-Fettsäure, die für die Freisetzung entzündungsfördernder Signalstoffe verantwortlich ist. So gilt es inzwischen als erwiesen, dass DHA und EPA, die vor allem für ihre positive kardiovaskuläre Wirkung sowie die Unterstützung von Gehirnfunktion und Sehkraft hoch geschätzt werden, auch für die mit dem Immunsystem in Verbindung stehenden Heilungsprozesse von großer Bedeutung sind.

Unterstützung auch für die Fresszellen des angeborenen Immunsystems

Folgt man den obenstehenden Ausführungen, entsteht leicht der Eindruck, dass Omega-3-Fettsäuren vornehmlich für die spätere Heilung und weniger für die aktive Bekämpfung von Krankheitserregern benötigt werden. Doch diese Annahme bildet die wissenschaftliche Realität nur unvollständig ab.

Denn tatsächlich haben Omega-3-Fettsäuren auch einen positiven Einfluss auf die sogenannte Phagozytose. Dieser Prozess bezeichnet die Auflösung bzw. Unschädlichmachung von Fremdstoffen und Krankheitserregern durch Phagozyten, zu denen Makrophagen und Neutrophile gehören. Dabei handelt es sich um sogenannte „Fresszellen“ des angeborenen Immunsystems, die am schnellsten auf unerwünschte Eindringlinge reagieren, um diese unschädlich zu machen. Dabei nehmen sie die Erreger zunächst auf und zerlegen sie im Anschluss.

Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass eine Anreicherung von Omega-3-Fettsäuren die phagozytische Aktivität bei Bedarf erhöhen kann. In diesem Zusammenhang scheinen DHA und EPA nach aktuellen Erkenntnissen für eine gesteigerte Produktion von Neutrophilen im Knochenmark und in der Milz mitverantwortlich zu sein.

Omega-3-Fettsäuren und COVID-19

Seit nun mehr fast zwei Jahren hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Entsprechend fieberhaft sucht die Wissenschaft weltweit nach relevanten Informationen, die dazu beitragen können, Covid-19 in den Griff zu bekommen. Unzählige Studien wurden inzwischen durchgeführt bzw. auf den Weg gebracht. Für signifikante Erkenntnisse, die bereits als „nachgewiesen“ deklariert werden könnten, ist es naturgemäß noch zu früh. Dazu bedarf es noch weiterer Studien, um Fehlerquellen oder statistische Ungenauigkeiten bei den getätigten Annahmen auszuschließen.

Dennoch sind inzwischen Hypothesen entstanden, die mehr und mehr Licht ins Dunkel bringen können. Tatsächlich wurde auch der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf einen Covid-19-induzierten Krankheitsverlauf untersucht. Eine Pilotstudie aus Kalifornien lieferte dabei bereits erste ermutigende Ergebnisse. Dabei wurden die Blutproben von 100 Patienten untersucht, die aufgrund einer schweren SARS-Cov-2-Infektion in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Es zeigte sich, dass ein hoher prozentualer Anteil von DHA und EPA am Gesamtfettsäureprofil in den Membranen der roten Blutkörperchen mit einer verringerten Sterblichkeit korreliert.

Darüber hinaus gab eine weitere randomisierte Interventionsstudie Hinweise darauf, dass eine Omega-3-Supplementierung die klinischen Ergebnisse einer Covid-19-Erkrankung verbessern könnte. Dies sind äußerst positive Signale für die Bekämpfung der Pandemie. Bleibt zu hoffen, dass weitere wissenschaftliche Studien diese Annahmen unterstreichen.

Fazit

Omega-3-Fettsäuren sind aus einer gesunden Ernährung nicht wegzudenken. Dabei unterstützen sie nicht nur wichtige alltägliche Funktionen in unserem Organismus, sondern leisten auch einen wesentlichen Beitrag für eine starke Immunabwehr. Gleichzeitig ist eine ausreichende Zufuhr mit diesen essentiellen Ernährungsbausteinen bei weitem kein Automatismus. Vielmehr sollte auch im Hinblick auf drohende Infekte zur kalten Jahreszeit bewusst dafür Sorge getragen werden, dass sie in der täglichen Nahrung nicht unterrepräsentiert sind, sondern eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleitet ist.