Eine runde Sache
Obst, Gemüse, Getreide, Nüsse, Pilze, Kräuter und Gewürze – mit ihrer unvorstellbaren Vielfalt ist die Natur ein wahrer Zauberkasten voller kleiner Wunder, die alle einen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung leisten können. Im Bereich des Obstes bilden Beeren eine ganz besondere Untergruppe, deren genauere Betrachtung sich in vielerlei Hinsicht lohnt.
Buntes Glück am Wegesrand
Unzähligen Wanderern und Spaziergängern haben Beeren unterwegs schon unverhofft die Tour versüßt. Durch ihre geringe Größe und farbenfrohe Pracht laden Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Co. geradezu zum Naschen ein. Einen gesünderen Snack für zwischendurch wird man kaum finden. Ihre Anziehungskraft ist so groß, dass in den Sommermonaten ganze Scharen von Beerensammlern mit ihren Körben auf Schatzsuche gehen. Kaum ein anderes natürliches pflanzliches Lebensmittel ist in freier Wildbahn und in unkultivierter Form so präsent wie einige der kleinen Früchte…Stopp! An dieser Stelle gilt es, den Pfad der landläufigen Meinung für einen Augenblick zu verlassen. Denn aus botanischer Sicht ist längst nicht alles eine Beere, was irrtümlich dafür gehalten oder sogar als Beere bezeichnet wird. Und umgekehrt.
Kleiner Exkurs: Ein Botaniker sieht vieles anders
Wenn man über Beeren spricht, gehört zweifellos eine Definition dazu. Die meisten Beeren sind Schließfrüchte. Das bedeutet, dass sie auch in vollreifem Zustand geschlossen bleiben und ihre Samen vom Fruchtfleisch dauerhaft umschlossen werden. Das kennt man bei Johannisbeeren und vielen anderen klassischen Beeren. Doch trifft das auch auf andere Früchte zu, die kaum ein botanischer Laie als Beeren bezeichnen würde. Dazu zählen beispielsweise Bananen, Kiwis, Datteln, Gurken und Kürbisse. Aufgrund der harten Außenschicht werden letztere beiden auch als Panzerbeeren bezeichnet. Noch kurioser wird es, wenn man sieht, welche Früchte eigentlich gar keine Beeren sind. Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren zum Beispiel. Diese zählen nämlich zu den Sammelnuss- bzw. Sammelsteinfrüchten, deren Samen sich nicht geschützt im Inneren, sondern außen auf dem Fruchtkörper befinden. Auch Holunder- und Wacholderbeeren werden ihrem Namen nicht gerecht. Bei ihnen handelt es sich um Steinfrüchte bzw. Zapfen einer immergrünen Zypressenart.
Im Folgenden kehren wir nun der botanischen Sichtweise wieder den Rücken und widmen uns wieder den Früchten, die von Handel und Verbrauchern als „Beerenobst“ bezeichnet werden.
Kleine Tausendsassas
Beeren machen erstaunlich schnell satt. Diese positive Eigenschaft verdanken sie ihrem Reichtum an Ballaststoffen. Doch das ist längst nicht alles. Je nach Sorte enthalten sie auch unterschiedliche Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Wie inhaltsreich sie sein können, verdeutlicht ein kleines Zahlenbeispiel: 100 Gramm Schwarze Johannisbeeren enthalten ungefähr 175 Mikrogramm Vitamin C – ein Wert der dreimal höher ist als der von Orangen oder Zitronen, die eigentlich mit Vitamin C in Verbindung gebracht werden. Bei saurem Beerenobst wie Sanddorn oder Hagebutten fällt der Vitamin-C-Gehalt sogar noch höher aus. Über eine äußerst wertvolle Besonderheit verfügen dunklere Strauchbeeren wie Heidelbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren. Ihre Farbstoffe schützen sie vor externen Umwelteinflüssen. Wer die Beeren verzehrt, profitiert ebenfalls davon, denn die Ernährungswissenschaft schreibt diesen Farbstoffen (Antocyanen) eine entzündungshemmende und zellschützende Funktion zu. Dazu kommt noch, dass Beeren der ideale Snack sind, wenn auf die schlanke Linie geachtet werden soll. Sie enthalten viel Wasser und vergleichsweise wenig Fruchtzucker. Damit sind sie deutlich kalorienärmer als anderes Obst wie zum Beispiel Äpfel, Mangos oder Kirschen.
Die Reifeprüfung
Obst sollte man nicht nur aus geschmacklichen Gründen, sondern auch mit Blick auf die Fülle der Inhaltsstoffe in vollreifem Zustand genießen. Darüber hinaus gilt: Je frischer, desto besser. Besonders im Falle der Beeren bedeutet dies, dass man sie am besten direkt nach dem Pflücken verzehrt. In unseren Breitengraden reicht die Beerensaison von Mai bis September. Den Anfang machen in der Regel Erdbeeren, gefolgt von Himbeeren, Blau- und Johannisbeeren. Im Juli werden Brombeeren reif. Noch später reifende Sorten wie Hagebutten oder Sanddorn werden nicht direkt verspeist, sondern eignen sich nur gekocht zum Verzehr, etwa als Konfitüre.
Doch wann sind Beeren eigentlich reif? Nicht immer lässt sich dies an der Farbe erkennen. Himbeeren sind reif, wenn sie sich vom Zapfen lösen lassen. Brombeeren und Johannisbeeren sollten auf jeden Fall prall aussehen. Letztere haben zudem elastische Stile, wenn sie reif sind. Viele Heidelbeeren haben im Reifezustand einen Wachsfilm, der wie ein weißlich-gräulicher Schleier aussieht.
Kleine Beerenkunde
In der folgenden Übersicht wird deutlich, wie groß die Vielfalt an gesundem Beerenobst ist. Und diese ist bei weitem nicht vollständig, sondern erwähnt nur die bekanntesten.
- Erdbeere
Erdbeeren sind mit etwa 35 Kilokalorien pro 100 g gut für die Figur. Sie sind reich an Ballaststoffen und Vitaminen (insbesondere Vitamin C). Über 300 Aromastoffe verleihen den köstlichen Beeren ihr charakteristisches Aroma. - Stachelbeere
Die säuerlich schmeckenden Beeren werden während der Saison gerne für frische Obstkuchen und Torten verwendet. Sie sind reich an Vitamin C und Kalzium. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Asien und wurde etwa seit dem 14. Jahrhundert auch in deutschen Klöstern kultiviert. - Rote Johannisbeere
Anders als die meisten Beeren haben Johannisbeeren eine feste Haut, die eine mehrtägige Lagerung im Kühlschrank möglich macht. Mit ihrem hohen Anteil an Fruchtsäuren, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen sind sie sehr gesund. - Schwarze Johannisbeere
In puncto Nährstoffreichtum nehmen sie eine Spitzenposition ein. Ihr Vitamin-C-Gehalt ist alleine fünfmal höher als der ihrer roten Schwestern. Der säuerliche Saft der Früchte hat eine herb-würzige Note und wird gerne als Hausmittel bei Erkältung und Fieber eingesetzt. - Heidelbeere
Die Wildform der Heidelbeere, die aufgrund ihrer Anthocyane und Gerbstoffe zu den gesündesten heimischen Früchten überhaupt zählt, findet man an niedrigen Sträuchern in Wald und Heide. Die größere Kulturvariante, die im Handel angeboten wird, gehört zu einer amerikanischen Art. Sie ist geschmacklich etwas milder, enthält aber auch etwas weniger Nährstoffe. - Brombeere
Brombeeren haben eine starke Tendenz zum Wuchern. Dies ist sicher auch ein Grund, warum sie in Gärten vergleichsweise seltener anzutreffen sind als Johannis- oder Himbeeren. In freier Wildbahn sind sie jedoch bis heute sehr präsent und laden mit ihrer tief dunklen Farbe geradezu zum Sammeln ein. Unreife Früchte sollte man unbedingt für nachfolgende Sammler am Strauch hängen lassen. Brombeeren reifen nämlich nicht nach und entfalten ihr köstlich süßes Aroma nur im Stadium der Vollreife. - Himbeere
Mit ihrem zarten Duft und dem süßen köstlichen Geschmack gehört die Himbeere zweifellos zu den beliebtesten Beeren. Und sehr gesund ist sie auch. Die ballaststoffreichen Beeren enthalten auch viele Vitamine, Mineralstoffe und sind reich an Phenolsäure. Am besten verzehrt man die kleinen Delikatessen unmittelbar nach dem Pflücken, denn sie verderben sehr schnell. - Schwarzer Holunder
Zu Fliederbeersaft verarbeitet genießen schwarze Holunderbeeren einen hervorragenden Ruf als probates Hausmittel bei Erkältungskrankheiten. Der Saft muss aber unbedingt gekocht werden, denn roh sollte man die herb-aromatischen Beeren auf keinen Fall verzehren. Dies liegt an dem für Menschen unverträglichen Sambunigrin, einem Inhaltsstoff, der erst beim Kochen der Früchte zerstört wird. - Hagebutte
Auch Hagebutten müssen vor dem Verzehr verarbeitet werden. Die leuchtend roten Früchte der Wildrosen findet man im Spätsommer vermehrt in Parks oder an Wald- und Wegesrändern. Zunächst müssen ihre mit Haken besetzten Kerne aus dem Inneren entfernt werden. Aus ihrem sehr Vitamin-C-reichen Fruchtfleisch lässt sich vor allem Marmelade kochen. Getrocknete Früchte eigenen sich gut zur Teezubereitung. - Sanddorn
Die orangefarbenen Beeren sind die reinsten Vitamin-C-Bomben. Da sie sehr sauer schmecken, werden sie nur sehr selten roh verzehrt, obwohl dies ohne weiteres möglich wäre. Getrocknete und entkernte Sanddornbeeren eignen sich sehr gut für selbstgemachte Müslis oder Früchtetee. - Aronia
Die Aronia gehört mit zu den gehaltvollsten Beeren. Sie weist sehr hohe Anteile an Vitamin E und K sowie Folsäure auf. Ihre Hauptverwendungsmöglichkeiten sind die Herstellung von Saft oder Aufstrichen.