Antientzündliche Ernährung
Im Rachen bei Halsschmerzen, im Finger, wenn ein Dorn darin steckt oder in den Gelenken bei sportlicher Überlastung. Nahezu überall im Körper kann es zu Entzündungen kommen – und das ist auch gut so, denn sie sind Bestandteil eines intakten Immunsystems. Entzündete Stellen im Körper schwellen an und werden warm. Dies dient einerseits dem Schutz, zum anderen wird etwaigen Fremdkörpern, wie im Beispiel des Dorns oder der Bakterien im Hals, der Kampf angesagt. Nach Abschluss des Heilungsprozesses verschwindet die Entzündung glücklicherweise wieder. Anders sieht es mit chronischen Entzündungen aus, die sich im Körper festgesetzt haben. Die können nämlich zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Chronische Entzündung als Auslöser vieler Volkskrankheiten
Wissenschaftler sind sich inzwischen sicher, dass chronische Entzündungen ein erhebliches Gesundheitsrisiko mit sich bringen. Die Krankheiten, die mit ihnen einhergehen oder mit ihnen in Verbindung gebracht werden, lesen sich wie eine „Liste des Schreckens“. Dazu zählen zum Beispiel Atherosklerose, Diabetes mellitus Typ 2 und neurodegenerative Erkrankungen, wie Demenz oder Alzheimer. Das Tückische daran ist die Tatsache, dass chronische Entzündungen oft gar nicht wahrgenommen werden. Deshalb wird in Fachkreisen auch von einer sogenannten „Silent Inflammation“ gesprochen. Ausgelöst werden kann diese durch Faktoren, die zum größten Teil mit dem eigenen Lebensstil in Verbindung stehen. Dazu gehören neben externen Umweltfaktoren vor allem Bewegungs- und Schlafmangel, Rauchen, Stress, Übergewicht und eine ungesunde Ernährung.
Gesunde Ernährung als zentraler Teil der Problemlösung
Bei der Betrachtung des Ernährungsaspekts, stellt sich damit ganz automatisch die Frage, was im Hinblick auf chronische Entzündungen gut ist – und was nicht. Tatsächlich lassen sich aus der Ernährungswissenschaft ein paar grundsätzliche Empfehlungen ableiten. Sowohl aus therapeutischer als auch aus präventiver Sicht ist eine antientzündliche Ernährung ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer gesunden Lebensweise. Allerdings können bestehende Probleme allein durch Ernährung nicht gelöst werden. Vielmehr sollten auch die oben genannten Risikofaktoren adressiert werden. Stressvermeidung und regelmäßige Bewegung sollten die ernährungsspezifischen Maßnahmen daher unbedingt begleiten.
Sehr zu empfehlen!
Die entzündungshemmenden Wirkungen einzelner Lebensmittel stehen natürlich in Zusammenhang mit ihren Inhaltstoffen. Aronia und Brennnessel helfen mit ihren antibakteriellen Pflanzenstoffen beispielsweise sehr gut bei Infekten der Harnwege, weil sie durch ihre harntreibenden Effekte zusätzlich die Ausschwemmung bakterieller Erreger aus den Harnwegen fördern. Dennoch sollen nun ein paar leicht umzusetzende Tipps folgen, die den Einstieg in die grundlegende Thematik der „antientzündlichen Ernährung“ erleichtern werden.
Fermentierte Lebensmittel
Gemüse, das durch Fermentation haltbar gemacht wurde, weist einen sehr hohen Gehalt an probiotischen Inhaltsstoffen auf. Diese bringen die Darmflora ins Gleichgewicht und stärken die darmeigenen Abwehrkräfte. Im Falle einer Entzündung treiben sie den Heilungsprozess voran. Das in Deutschland bekannteste fermentierte Lebensmittel ist Sauerkraut.
Gemüse
Gemüse muss aber nicht grundsätzlich fermentiert werden, um antientzündliche Effekte besitzen zu können. In Blatt-, Kohl-, Zwiebel- oder Wurzelgemüse versteckt sich nämlich eine Vielzahl gesunder Vitalstoffe, die Entzündungen entgegen wirken können. Dazu gehören vor allem die enthaltenen Vitamine C, E und B, wertvolle Mineralstoffe wie Mangan, Zink und Selen sowie beispielsweise Flavonoide aus dem Bereich der sekundären Pflanzenstoffe.
Obst
Auch Früchte enthalten wichtige antientzündliche Inhaltsstoffe. Hier sind vor allem die Anthocyane zu nennen, die rotem und blauviolettem Obst ihre kräftige Farbe verleihen. Gegenüber Gemüse hat Obst allerdings den „Nachteil“, Fruktose zu enthalten. Dieser Umstand kann sich nämlich als kontraproduktiv erweisen, da Fruktose entzündungsfördernd wirkt. Daher sollte Obst bei chronischen Entzündungen nur in Maßen verzehrt werden bzw. auf fruktosearme Obstsorten zurückgegriffen werden. Dazu gehören beispielsweise Pfirsiche und Honigmelonen.
Kräuter
Gewürze und Teekräuter sind – wie so oft – auch hier nicht zu unterschätzen. Sie enthalten eine Fülle antioxidativer, antibakterieller und antiviraler Inhaltsstoffe. Dazu zählen u.a. ätherische Öle, Flavonoide sowie wertvolle Gerb- und Bitterstoffe. Im Hinblick auf ihre antientzündliche Wirkung sind insbesondere Ingwer und Kurkuma zu empfehlen.
Ungesättigte Fettsäuren
Ungesättigte Fettsäuren spielen im Zusammenhang mit Entzündungen eine zentrale Rolle. Zum einen muss festgestellt werden, dass Omega-6-Fettsäuren entzündungsfördernde Eigenschaften haben. Dennoch sind sie für uns von essenzieller Bedeutung und sollten keinesfalls „verteufelt“ werden. Allerdings benötigen sie einen starken „Gegenspieler“, der ihnen in entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren auch zur Verfügung steht. Wichtig dabei ist ein gesundes Verhältnis beider Fettsäuren. Heutzutage ist aber ein ungünstiges Ungleichgewicht weit verbreitet, da Omega-6-Fettsäuren erheblich häufiger in der alltäglichen Nahrung vorkommen, als Omega-3-Fettsäuren. Dieses Verhältnis zu verbessern, ist ein ganz zentraler Ansatz bei einer angestrebten „Anti-Entzündungsdiät“. Gerade für Patienten, die an rheumatischen Erkrankungen, Diabetes oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden, sind Omega-3-Fettsäuren von enormer Bedeutung, da sie entzündungsfördernde Botenstoffe in ihrer Wirkung abschwächen. Die besten Lieferanten von Omega-3-Fettsäuren sind Leinöl, Walnüsse und Lachs.
Hier ist Vorsicht geboten!
- Ein Zuviel an Omega-6-Fettsäuren kann bestehende Entzündungen noch weiter „anfeuern“, insbesondere wenn kein ausreichender Ausgleich durch Omega-3-Fettsäuren vorhanden ist. Es ist daher unbedingt ratsam die Zufuhr von Linolsäure, einer weit verbreiteten Omega-6-Fettsäure, zu drosseln. Diestel-, Maiskeim- und Sonnenblumenöl sollten daher aus der Küche verschwinden.
- Alkohol steht auch bei dieser Thematik einmal mehr auf der Liste der zu vermeidenden Lebensmittel. Er kann bestehende Entzündungen weiter fördern und sollte daher nur sehr reduziert genossen werden.
- Bei einer antientzündlichen Ernährung spielt auch eine reduzierte Kohlenhydratzufuhr eine zentrale Rolle. Dies gilt insbesondere für Zucker und industriell erzeugtes Weizenmehl. Der Verzehr dieser Art von Kohlenhydraten führt nämlich zu einem Blutzuckeranstieg, was eine verringerte Insulinsensitivität und im Zuge dessen eine vermehrte Entzündungsbildung zur Folge haben kann. Eine verringerte Kohlenhydratzufuhr hat aber noch einen weiteren positiven Effekt, der zu beachten ist: Eventuelles Übergewicht wird abgebaut. Und so lässt sich mit dem Bauchfett gleich noch ein weiterer entzündungsfördernder Faktor in den Griff bekommen.
Fazit:
Chronische Entzündungen stellen ein Gesundheitsrisiko dar, das häufig unterschätzt oder sogar übersehen wird. Diesem kann mit einigen gezielten Ernährungsmaßnahmen bewusst entgegengewirkt werden. Damit unterstreicht das Thema „antientzündliche Ernährung“ einmal mehr die große Bedeutung der Ernährung für eine gesunde Lebensweise.